Stress-Relief durch Yoga: 3 Stile für innere Ruhe

Stress-Relief durch Yoga

Yoga als Anker in stürmischen Zeiten

In einer Welt, die sich immer schneller zu drehen scheint, in der ständige Erreichbarkeit zur Norm geworden ist und die Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit zunehmend verschwimmen, ist Stress zu einem allgegenwärtigen Begleiter geworden. Die Weltgesundheitsorganisation bezeichnet Stress bereits als „die Gesundheitsepidemie des 21. Jahrhunderts“ – mit weitreichenden Folgen für unsere körperliche und mentale Gesundheit.

Hier kommt Yoga ins Spiel – eine jahrtausendealte Praxis, die in unserer modernen Zeit relevanter ist denn je. Denn Yoga bietet nicht nur körperliche Übungen, sondern ein ganzheitliches System, das Körper, Geist und Atem verbindet und damit direkt an den Wurzeln von Stress ansetzt. Wissenschaftliche Studien bestätigen zunehmend, was Yogis seit Generationen wissen: Regelmäßige Yoga-Praxis kann Stresshormone reduzieren, das Nervensystem beruhigen und innere Ausgeglichenheit fördern.

Doch nicht jeder Yoga-Stil ist gleichermaßen für die Stressbewältigung geeignet. Während dynamische Formen wie Power Yoga oder Ashtanga für manche Menschen eine willkommene Möglichkeit darstellen, angestaute Energie abzubauen, können sie für andere, bereits erschöpfte Personen zusätzlichen Stress bedeuten.

In diesem Artikel stellen wir dir drei Yoga-Stile vor, die besonders effektiv bei der Stressreduktion sind. Jeder dieser Stile bietet einen einzigartigen Ansatz, um zur inneren Ruhe zurückzufinden und den Kreislauf chronischer Anspannung zu durchbrechen. Tauche mit uns ein in die Welt von Yin Yoga, Restorative Yoga und Yoga Nidra – drei Pfade zu mehr Gelassenheit und innerem Frieden.

Verstehen, wie Yoga bei Stress wirkt

Bevor wir uns den spezifischen Yoga-Stilen widmen, lohnt sich ein Blick darauf, wie Yoga physiologisch und psychologisch auf Stress einwirkt.

Die Wissenschaft hinter Yoga und Stressabbau

Chronischer Stress versetzt unseren Körper in einen dauerhaften Alarmzustand. Das sympathische Nervensystem – verantwortlich für die „Kampf-oder-Flucht“-Reaktion – dominiert, während das parasympathische Nervensystem – zuständig für „Ruhe und Verdauung“ – in den Hintergrund tritt. Die Folgen sind erhöhte Kortisol- und Adrenalinwerte, erhöhter Blutdruck, Muskelverspannungen und ein überaktiver Geist.

Yoga wirkt diesem Ungleichgewicht auf mehreren Ebenen entgegen:

  • Atemregulation: Bewusste, tiefe Atmung aktiviert den Vagusnerv, einen Hauptbestandteil des parasympathischen Nervensystems, und sendet Entspannungssignale an das Gehirn
  • Muskuläre Entspannung: Sanftes Dehnen und Loslassen von Spannung in den Muskeln sendet ebenfalls Signale an das Gehirn, dass keine Gefahr besteht
  • Gedankenberuhigung: Die Fokussierung auf den gegenwärtigen Moment unterbricht den Kreislauf sorgenvollen Grübelns
  • Neurochemische Veränderungen: Yoga fördert die Ausschüttung von Neurotransmittern wie GABA, Serotonin und Endorphinen, die Wohlbefinden fördern

Eine Studie der Harvard Medical School zeigte, dass schon acht Wochen regelmäßige Yoga-Praxis die Aktivität in der Amygdala – dem Angstzentrum des Gehirns – reduzieren kann. Eine weitere Untersuchung im Journal of Alternative and Complementary Medicine fand heraus, dass eine 90-minütige Yoga-Sitzung den Kortisolspiegel signifikant senkt und das Gefühl von Ruhe und Wohlbefinden steigert.

Die Rolle der Achtsamkeit

Ein wesentlicher Aspekt aller Yoga-Praktiken ist die Kultivierung von Achtsamkeit – die nicht-wertende Aufmerksamkeit für den gegenwärtigen Moment. Während Stress oft durch Sorgen über die Zukunft oder Grübeln über die Vergangenheit entsteht, verankert Yoga uns im Hier und Jetzt.

Dr. Jon Kabat-Zinn, Begründer des achtsamkeitsbasierten Stressreduktionsprogramms (MBSR), erklärt: „Sie können die Wellen nicht stoppen, aber Sie können lernen zu surfen.“ Yoga lehrt uns, mit den Wellen des Lebens zu surfen, anstatt gegen sie anzukämpfen oder von ihnen überwältigt zu werden.

1. Yin Yoga: Tiefe Entspannung durch Loslassen

Yin Yoga ist ein kontemplativer, ruhiger Stil, der sich deutlich von den dynamischeren „Yang“-Praktiken unterscheidet. Dieser Ansatz konzentriert sich auf langes, passives Halten von Positionen, die hauptsächlich im Sitzen oder Liegen ausgeführt werden.

Philosophie und Ansatz von Yin Yoga

Inspiriert von der Traditionellen Chinesischen Medizin und taoistischen Prinzipien betont Yin Yoga die Bedeutung des Gleichgewichts zwischen Aktivität (Yang) und Ruhe (Yin). In unserer leistungsorientierten Gesellschaft dominieren oft Yang-Aktivitäten – konstante Bewegung, Produktivität und Anstrengung. Yin Yoga bietet das notwendige Gegengewicht.

Die Positionen werden für längere Zeit gehalten – typischerweise 3-5 Minuten, manchmal bis zu 10 Minuten – und zielen darauf ab, tiefere Gewebeschichten zu erreichen: Faszien, Bänder, Gelenke und Knochen. Im Gegensatz zu dynamischeren Stilen, die die Muskeln stärken, geht es im Yin Yoga um sanftes Dehnen und „Schmieren“ der Gelenke sowie um das Lösen von Faszienverklebungen.

Ein weiteres Schlüsselprinzip ist die bewusste Praxis des Nicht-Tuns und Annehmens – ein direktes Gegenmittel zur Stress erzeugenden „Immer-mehr-und-besser“-Mentalität.

Wie Yin Yoga bei Stress hilft

Physiologisch:

  • Stimuliert die Meridiane (Energieleitbahnen) und fördert den Energiefluss
  • Löst tief sitzende Verspannungen in Bindegewebe und Faszien
  • Reduziert körperliche Manifestationen von Stress wie Rückenschmerzen und Nackenverspannungen
  • Aktiviert das parasympathische Nervensystem durch lange Haltezeiten

Psychologisch:

  • Schult die Fähigkeit, mit Unbehagen zu sein, ohne sofort zu reagieren
  • Fördert Akzeptanz des gegenwärtigen Moments
  • Schafft Raum für emotionale Verarbeitung
  • Kultiviert Geduld und Nicht-Streben

Kernpraktiken im Yin Yoga

Schmetterling (Baddha Konasana Variation): Sitze mit zusammengelegten Fußsohlen, lasse die Knie nach außen fallen und beuge dich mit geradem Rücken langsam nach vorne. Diese Haltung öffnet sanft Hüften und Leisten – Bereiche, in denen wir oft emotionalen Stress speichern.

Liegende Drehung (Jathara Parivartanasana Variation): Auf dem Rücken liegend, Knie zur Brust ziehen und zur Seite sinken lassen, während die Schultern auf der Matte bleiben. Diese Position löst Verspannungen im unteren Rücken und fördert die Verdauung, die oft durch Stress beeinträchtigt wird.

Kindshaltung (Balasana): Knie mattenbreit öffnen, Großzehen berühren sich, Gesäß zu den Fersen sinken lassen und den Oberkörper nach vorne ablegen. Eine zutiefst beruhigende Haltung, die die Nebennierendrüsen entlastet und den Parasympathikus aktiviert.

Unterstützte Fischpose (Matsyasana mit Bolster): Ein Bolster oder gefaltete Decken längs unter der Wirbelsäule platzieren, Beine lang ausstrecken oder die Knie beugen. Diese Haltung öffnet die Brust, fördert tiefe Atmung und löst Anspannungen im Herzbereich.

Für wen Yin Yoga besonders geeignet ist

Yin Yoga eignet sich hervorragend für:

  • Menschen mit primär mentalen Stressursachen (Grübeln, Sorgen, Überdenken)
  • Personen mit sitzenden Tätigkeiten und dadurch bedingten körperlichen Verspannungen
  • Hochaktive, „immer beschäftigte“ Typen, die ein Gegengewicht brauchen
  • Abends zur Vorbereitung auf erholsamen Schlaf

Yogalehrerin und Yin-Spezialistin Sarah Powers beschreibt es so: „Yin Yoga ermöglicht uns, zu verlangsamen und zu spüren, anstatt ständig zu tun und zu denken. In diesem ruhigen Raum können wir unseren inneren Kompass wiederfinden.“

2. Restorative Yoga: Völlige Unterstützung für vollkommene Erholung

Wenn Yin Yoga das sanfte Loslassen lehrt, geht Restorative Yoga noch einen Schritt weiter in Richtung vollständiger Entspannung. Dieser therapeutische Stil wurde von B.K.S. Iyengar entwickelt und von seiner Schülerin Judith Hanson Lasater popularisiert, um tiefe Erholung und Regeneration zu fördern.

Philosophie und Ansatz von Restorative Yoga

Im Restorative Yoga geht es um das vollständige Aufgeben von Anstrengung. Alle Positionen werden mit umfassender Unterstützung durch Hilfsmittel wie Bolster, Blöcke, Decken und Augenkissen praktiziert, sodass der Körper vollständig entspannen kann. Die Positionen werden für längere Zeit gehalten – typischerweise 5-20 Minuten – während der Körper in einen Zustand tiefer Entspannung sinkt.

Das Grundprinzip ist einfach: Wenn der Körper vollständig unterstützt ist und keine Energie für das Halten einer Position aufwenden muss, kann das Nervensystem vollständig zur Ruhe kommen. Dieser Zustand ermöglicht Heilung auf tiefster Ebene.

„Restorative Yoga ist nicht nur ein Stil, sondern eine Einstellung,“ erklärt Judith Hanson Lasater. „Es ist die bewusste Entscheidung, innezuhalten und dem Körper-Geist-System die Chance zu geben, sich zu regenerieren.“

Wie Restorative Yoga bei Stress hilft

Physiologisch:

  • Senkt Blutdruck und Herzfrequenz
  • Reduziert den Kortisolspiegel deutlich
  • Fördert tiefe, entspannte Atmung
  • Verbessert die Immunfunktion, die durch chronischen Stress beeinträchtigt wird

Psychologisch:

  • Schafft einen sicheren Raum für emotionale Verarbeitung
  • Kultiviert die Fähigkeit, einfach „zu sein“ statt zu „tun“
  • Ermöglicht tiefe mentale Entspannung und Gedankenruhe
  • Fördert Selbstmitgefühl und Selbstfürsorge

Kernpraktiken im Restorative Yoga

Unterstützte Herzöffner (Supported Heart Opener): Ein Bolster längs unter der Wirbelsäule platzieren, mit zusätzlicher Unterstützung für Kopf und Becken, Arme zur Seite öffnen. Diese Position öffnet sanft den Brustkorb, fördert tiefe Atmung und löst emotionale Anspannungen im Herzbereich.

Beine-an-die-Wand-Haltung (Viparita Karani): Der Rücken liegt flach auf dem Boden, während die Beine an einer Wand hochgestreckt sind. Diese milde Umkehrhaltung fördert die Durchblutung, entlastet die Beine und hat eine beruhigende Wirkung auf das Nervensystem.

Unterstützte Kindshaltung (Supported Child’s Pose): Eine Kindshaltung mit einem Bolster unter dem Oberkörper für vollständige Unterstützung. Diese Position beruhigt das Nervensystem, fördert die Bauchatmung und gibt ein Gefühl von Geborgenheit.

Unterstützte Shavasana (Supported Corpse Pose): Die klassische Entspannungshaltung, optimiert durch strategisch platzierte Unterstützung – ein kleines Kissen unter dem Kopf, eine Rolle unter den Knien, eventuell Unterstützung unter den Armen. Diese Position ermöglicht vollständige körperliche und mentale Entspannung.

Für wen Restorative Yoga besonders geeignet ist

Restorative Yoga ist ideal für:

  • Menschen mit Burnout oder chronischer Erschöpfung
  • Personen in Erholungsphasen nach Krankheit oder Operation
  • Bei akuten Stressphasen oder emotionalen Krisen
  • Als Ausgleich zu intensiveren körperlichen Aktivitäten
  • Bei stressbedingten Schlafstörungen

Dr. Naomi Reynolds, Psychologin und Yoga-Therapeutin, berichtet: „Ich habe Patienten mit schwerer Angstsymptomatik gesehen, deren Panikattacken nach regelmäßiger Restorative-Yoga-Praxis deutlich abnahmen. Für Menschen mit chronischer Aktivierung des Stresssystems ist diese sanfte Praxis oft wirksamer als intensivere Formen.“

3. Yoga Nidra: Die Kunst des yogischen Schlafes

Yoga Nidra, oft als „yogischer Schlaf“ übersetzt, ist eine systematische Tiefenentspannungsmethode, die den Praktizierenden in einen Zustand zwischen Wachen und Schlafen führt – eine Bewusstseinsebene, die besonders günstig für tiefe Entspannung und Transformation ist.

Philosophie und Ansatz von Yoga Nidra

Entwickelt vom indischen Yoga-Meister Swami Satyananda Saraswati in den 1960er Jahren, basiert Yoga Nidra auf alten Tantrapraktiken. Es handelt sich um eine geführte Meditation im Liegen, die systematisch durch verschiedene Ebenen des Seins führt – vom physischen Körper über den energetischen und emotionalen Körper bis hin zum mentalen und intuitiven Körper.

Während der Praxis bleibt der Praktizierende in einem Zustand, den die moderne Wissenschaft als „hypnagogisch“ bezeichnet – an der Schwelle zwischen Wachsein und Schlaf. In diesem Zustand ist das Gehirn besonders empfänglich für Heilung und positive Suggestion.

Ein zentrales Element von Yoga Nidra ist der Sankalpa – eine positive Absichtserklärung oder Affirmation, die während der erhöhten Empfänglichkeit in das Unterbewusstsein eingepflanzt wird. Dies macht Yoga Nidra nicht nur zu einer Entspannungstechnik, sondern auch zu einem Werkzeug für tiefgreifende persönliche Transformation.

Wie Yoga Nidra bei Stress hilft

Physiologisch:

  • Versetzt den Körper in einen Zustand tiefer Entspannung, ähnlich dem Tiefschlaf
  • Senkt den Sauerstoffverbrauch und verlangsamt den Stoffwechsel
  • Harmonisiert die Gehirnwellenaktivität (erhöht Alpha- und Theta-Wellen)
  • Studien zeigen eine signifikante Reduktion von Stresshormonen

Psychologisch:

  • Löst tiefe mentale Spannungsmuster
  • Zugang zum Unterbewusstsein ermöglicht die Auflösung von Stressursachen
  • Fördert emotionale Ausgeglichenheit und innere Stabilität
  • Stärkt die Resilienz gegenüber zukünftigen Stressoren

Ablauf einer typischen Yoga Nidra Praxis

Eine vollständige Yoga Nidra Sitzung dauert etwa 30-45 Minuten und folgt einer bestimmten Struktur:

  1. Vorbereitung: Bequeme Rückenlage einnehmen, mit Unterstützung für vollständigen Komfort
  2. Sankalpa (Absicht): Formulierung einer positiven, präsenten Absichtserklärung
  3. Rotation des Bewusstseins: Systematische Lenkung der Aufmerksamkeit durch verschiedene Körperteile
  4. Atem-Bewusstheit: Beobachtung des natürlichen Atemflusses
  5. Empfindungen: Erfahrung gegensätzlicher Empfindungen wie schwer/leicht, warm/kalt
  6. Visualisierung: Bildhafte Vorstellung verschiedener Symbole oder Szenarien
  7. Wiederholung des Sankalpa: Erneute Verankerung der Intention im empfänglichen Zustand
  8. Abschluss: Allmähliche Rückführung in den Wachzustand

Yoga Nidra wird typischerweise unter Anleitung eines Lehrers oder einer Aufnahme praktiziert, da die verbale Führung ein wesentlicher Bestandteil der Praxis ist.

Für wen Yoga Nidra besonders geeignet ist

Yoga Nidra eignet sich hervorragend für:

  • Menschen mit Schlafstörungen oder Einschlafproblemen
  • Personen mit anhaltendem mentalem Stress und Gedankenkreisen
  • Bei emotionaler Erschöpfung oder empfundener Überwältigung
  • Als Unterstützung bei Angststörungen oder Traumaverarbeitung
  • Für alle, die wenig Zeit haben (20 Minuten Yoga Nidra entsprechen etwa 2 Stunden Schlaf)

Dr. Richard Miller, Entwickler des iRest-Protokolls (einer Form von Yoga Nidra), berichtet von bemerkenswerten Erfolgen bei der Behandlung von Veteranen mit PTBS. „Yoga Nidra spricht die tieferen Schichten des Nervensystems an, die durch gewöhnliche Entspannungstechniken oft nicht erreicht werden“, erklärt er.

Integriere diese Praktiken in deinen Alltag

Die Wirksamkeit dieser drei Yoga-Stile hängt nicht von gelegentlicher intensiver Praxis ab, sondern von regelmäßiger, konsequenter Anwendung. Hier sind praktische Tipps zur Integration in deinen Alltag:

Erstelle deinen persönlichen Stress-Relief Yoga Plan

Morgenroutine (10-15 Minuten):

  • 2-3 sanfte Yin-Posen, um den Körper zu öffnen
  • 5 Minuten bewusste Atmung
  • Setzen eines positiven Sankalpa für den Tag

Mittagspause (5-10 Minuten):

  • 1-2 Restorative-Posen zur Regeneration
  • Bewusste Atmung zur Zentrierung

Abendroutine (15-30 Minuten):

  • Kurze Yin-Sequenz zur Entspannung
  • Oder 20-30 Minuten Yoga Nidra für tiefe Erholung

Wochenplan:

  • 1-2 längere Yin- oder Restorative-Klassen (60-90 Minuten)
  • 3-4 kürzere Heimübungen
  • Eine vollständige Yoga Nidra Sitzung pro Woche

Tipps für die nachhaltige Integration

Beginne klein: Selbst 5 Minuten tägliche Praxis sind wertvoll. Konsistenz ist wichtiger als Dauer.

Verbinde mit bestehenden Gewohnheiten: Übe direkt nach dem Aufwachen, vor dem Abendessen oder als Teil deiner Abendroutine.

Schaffe einen einladenden Raum: Richte eine Ecke mit Matte, Kissen und anderen Hilfsmitteln ein, die dich zur Praxis einlädt.

Nutze Technologie sinnvoll: Apps mit geführten Meditationen oder Timer können hilfreich sein. Empfehlenswerte Apps sind Insight Timer, Yoga Nidra Network oder Calm.

Sei flexibel: Passe deine Praxis an aktuelle Bedürfnisse an. An manchen Tagen brauchst du vielleicht mehr aktive Übungen, an anderen tiefe Ruhe.

Mikro-Praktiken für Stress-Momente

Für akute Stresssituationen, wenn keine längere Praxis möglich ist:

60-Sekunden Reset:

  • Schließe die Augen
  • Atme 3 Mal tief in den Bauch
  • Spanne bewusst alle Muskeln an und lasse sie dann los
  • Spüre die Füße auf dem Boden

2-Minuten Schreibtischübung:

  • Sitze aufrecht und etwas weg vom Schreibtisch
  • Verschränke die Finger hinter dem Rücken
  • Hebe die Arme leicht an und öffne den Brustkorb
  • Atme 5-10 Mal tief ein und aus
  • Lasse die Arme sinken und spüre nach

3-Minuten Bodyscan:

  • In bequemer Position sitzen oder liegen
  • Aufmerksamkeit systematisch von den Zehen zum Kopf wandern lassen
  • Bei Verspannungen bewusst ausatmen und entspannen

Häufige Fragen zu Yoga für Stressabbau

Wie schnell kann ich Ergebnisse erwarten?

Die Wirkung von Yoga auf Stress ist sowohl unmittelbar als auch kumulativ. Viele Menschen berichten von einem sofortigen Gefühl der Entspannung nach einer einzelnen Sitzung. Für nachhaltige Veränderungen des Nervensystems und dauerhafte Stressresistenz ist jedoch regelmäßige Praxis über mehrere Wochen notwendig.

Studien zeigen:

  • Akute Wirkung: Reduzierte Cortisolwerte und subjektives Stressempfinden unmittelbar nach einer Sitzung
  • Nach 4-6 Wochen regelmäßiger Praxis: Messbare Veränderungen in Blutdruck, Herzratenvariabilität und Stressreaktivität
  • Nach 8-12 Wochen: Mögliche strukturelle Veränderungen im Gehirn, besonders in Bereichen, die mit Stressregulation zusammenhängen

Kann ich verschiedene Stile kombinieren?

Absolut! Die drei vorgestellten Stile ergänzen sich hervorragend und können je nach Bedürfnis kombiniert werden:

  • Yin + Yoga Nidra: Yin Yoga kann den Körper optimal auf Yoga Nidra vorbereiten, indem es Spannungen löst
  • Restorative + Pranayama: Atemübungen in Restorative-Positionen verstärken die beruhigende Wirkung
  • Morgens Yin, abends Yoga Nidra: Anpassung an den natürlichen Energiefluss des Körpers

Ich habe körperliche Einschränkungen – kann ich trotzdem teilnehmen?

Alle drei vorgestellten Stile sind hochgradig anpassungsfähig und daher für Menschen mit verschiedenen körperlichen Herausforderungen geeignet. Die Verwendung von Hilfsmitteln (Props) und individuelle Anpassungen sind integraler Bestandteil besonders von Restorative Yoga.

Wichtige Hinweise:

  • Informiere Lehrer über deine spezifischen Bedürfnisse
  • Höre auf deinen Körper und respektiere seine Grenzen
  • Arbeite bei spezifischen medizinischen Bedingungen mit einem Yoga-Therapeuten
  • Nutze so viele Hilfsmittel wie nötig, um vollständigen Komfort zu erreichen

Kann Yoga auch bei chronischem Stress und Burnout helfen?

Chronischer Stress und Burnout erfordern einen umfassenden Ansatz, bei dem Yoga ein wertvoller Baustein sein kann. Die vorgestellten Stile, besonders Restorative Yoga und Yoga Nidra, eignen sich hervorragend als Teil eines Erholungsplans.

Dr. Bessel van der Kolk, renommierter Traumaforscher, betont in seinem Buch „The Body Keeps the Score“ die Bedeutung körperbasierter Ansätze wie Yoga bei der Bewältigung von chronischem Stress und Trauma. Yoga hilft, die Verbindung zum Körper wiederherzustellen und das überaktivierte Nervensystem zu regulieren.

Bei ausgeprägtem Burnout:

  • Beginne mit sehr kurzen, sanften Übungen
  • Fokussiere zunächst auf Techniken, die wenig Energieaufwand erfordern
  • Arbeite wenn möglich mit einem Yoga-Therapeuten oder erfahrenen Lehrer
  • Integriere Yoga in einen ganzheitlichen Ansatz, der auch andere Unterstützung umfasst

Fazit: Dein Weg zur inneren Ruhe durch Yoga

In einer Welt, die ständige Aktivität und Produktivität fordert, ist die bewusste Kultivierung von Ruhe und Erholung nicht nur ein Luxus, sondern eine Notwendigkeit für langfristige Gesundheit und Wohlbefinden. Die drei vorgestellten Yoga-Stile – Yin Yoga, Restorative Yoga und Yoga Nidra – bieten unterschiedliche, aber komplementäre Wege, um innere Ruhe zu finden und Stress abzubauen.

Jeder dieser Ansätze lädt uns ein, den Modus des ständigen Tuns zu verlassen und in den Modus des Seins einzutreten – ein Raum, in dem Heilung und Regeneration stattfinden können. Mit regelmäßiger Praxis können diese Methoden nicht nur akuten Stress lindern, sondern auch die grundlegende Resilienz und Ausgeglichenheit stärken.

Der Schlüssel liegt nicht in der Perfektion der Ausführung oder der Länge der Praxis, sondern in der Regelmäßigkeit und der Haltung, mit der du übst. Mit jedem bewussten Atemzug, mit jeder Minute des bewussten Loslassens kultivierst du die Fähigkeit, inmitten des Sturms einen Raum der Ruhe zu finden.

Wie der Yoga-Meister B.K.S. Iyengar sagte: „Yoga erlaubt dir, in der Gegenwart zu verweilen und die Einheit von Geist und Körper zu erfahren. Es bringt dich in eine friedvolle Koexistenz mit der Natur.“

Möge deine Yoga-Praxis dir helfen, diese Einheit und diesen Frieden zu finden – einen Atemzug, eine Haltung, einen Moment der Stille nach dem anderen.

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