
Die Basis vieler klassischer Gerichte – jetzt darmfreundlich
Béchamel ist eine der Grundsaucen der französischen Küche und ein unverzichtbarer Bestandteil zahlloser Klassiker: Von Lasagne und Aufläufen über Gratins bis hin zu cremigen Pastasaucen. Doch die traditionelle Zubereitung beginnt mit einer Mehlschwitze aus Weizenmehl, und oft wird die Milch mit Zwiebeln aromatisiert – beides problematisch für Menschen mit FODMAP-Sensitivität.
Diese darmfreundliche Alternative behält die samtige Textur und vielseitige Anwendbarkeit des Originals bei, verwendet aber Reismehl als glutenfreien Verdicker und aromatisiert die laktosefreie Milch mit FODMAP-armen Gewürzen. Das Ergebnis ist eine cremige, vielseitige Sauce, die als Basis für unzählige Gerichte dienen kann – ohne Bauchschmerzen zu verursachen.
Warum diese Sauce darmfreundlich ist
Diese Béchamel-Alternative umgeht gleich zwei problematische Aspekte der traditionellen Version:
- Reismehl statt Weizenmehl: Reismehl ist von Natur aus glutenfrei und enthält keine FODMAPs. Es erzeugt eine ähnlich samtige Textur wie Weizenmehl, ohne die problematischen Fruktane zu enthalten
- Aromatisierung ohne Zwiebeln: Anstelle von Zwiebeln in der Milch verleihen Lorbeer, Muskatnuss und optional Thymian der Sauce Tiefe und Komplexität, ohne Verdauungsprobleme zu verursachen
- Laktosefreie Milchprodukte: Die Verwendung laktosefreier Milch und Butter ermöglicht eine cremige Textur ohne Laktose, die für viele Menschen mit Reizdarm problematisch ist
Das Ergebnis ist eine Sauce, die in Geschmack und Konsistenz einer klassischen Béchamel in nichts nachsteht, aber deutlich verträglicher ist.
Zutaten (für ca. 500ml Sauce)
Hauptzutaten:
- 500ml laktosefreie Vollmilch (alternativ laktosefreie fettarme Milch)
- 40g Butter oder pflanzliche Margarine
- 3 EL Reismehl (ca. 30g)
- 1 Lorbeerblatt
- 1/4 TL frisch geriebene Muskatnuss
- 1/2 TL Salz
- 1/4 TL weißer Pfeffer
Optionale Zutaten (je nach Verwendungszweck):
- 1/2 TL getrockneter Thymian
- 50g geriebener, gereifter Hartkäse (z.B. Parmesan)
- 1 TL Zitronenschale, fein abgerieben
- 1 TL Dijon-Senf (ohne Knoblauchzusatz)
Schritt-für-Schritt Zubereitung
1. Milch aromatisieren (10 Minuten)
- Milch mit Gewürzen erhitzen: Gib die laktosefreie Milch zusammen mit dem Lorbeerblatt und optional dem getrockneten Thymian in einen kleinen Topf. Erhitze die Milch langsam, bis sie kurz vor dem Siedepunkt ist (kleine Bläschen am Rand).
- Ziehen lassen: Nimm den Topf vom Herd und lasse die Milch mit den Gewürzen mindestens 10 Minuten ziehen, damit sich die Aromen entfalten können. Profi-Tipp: Je länger die Milch mit den Gewürzen ziehen kann, desto intensiver wird der Geschmack. Für maximales Aroma kannst du die Milch bereits am Vortag aromatisieren und im Kühlschrank aufbewahren.
- Gewürze entfernen: Siebe die Milch durch ein feines Sieb, um das Lorbeerblatt und andere feste Gewürze zu entfernen. Halte die aromatisierte Milch warm oder erwärme sie erneut, bevor du fortfährst.
2. Mehlschwitze zubereiten (5 Minuten)
- Butter schmelzen: Schmelze die Butter oder Margarine in einem mittelgroßen Topf bei mittlerer Hitze.
- Reismehl einrühren: Füge das Reismehl hinzu und rühre mit einem Schneebesen kontinuierlich für etwa 1-2 Minuten, bis eine paste-artige Konsistenz entsteht. Es ist wichtig, ständig zu rühren, damit keine Klumpen entstehen und das Mehl nicht anbrennt. Wichtig: Anders als bei Weizenmehl muss Reismehl nicht unbedingt zu einer goldenen Farbe geröstet werden. Eine kurze Kochzeit reicht aus, um den rohen Geschmack zu eliminieren.
3. Sauce zusammenführen und fertigstellen (5-7 Minuten)
- Milch langsam einrühren: Füge die aromatisierte, warme Milch langsam zur Mehlschwitze hinzu, während du kontinuierlich mit dem Schneebesen rührst. Beginne mit einer kleinen Menge, um eine glatte Paste zu erzeugen, und füge dann nach und nach den Rest der Milch hinzu.
- Aufkochen und eindicken: Erhöhe die Hitze leicht und bring die Sauce unter ständigem Rühren zum Köcheln. Reduziere dann die Hitze und lasse sie etwa 3-5 Minuten köcheln, bis sie die gewünschte Konsistenz erreicht hat. Konsistenztipp: Die Sauce sollte dick genug sein, um die Rückseite eines Löffels zu bedecken. Ziehe mit dem Finger eine Linie durch die Sauce auf dem Löffel – wenn die Linie bestehen bleibt, hat die Sauce die richtige Konsistenz.
- Würzen: Nimm den Topf vom Herd und würze die Sauce mit frisch geriebener Muskatnuss, Salz und weißem Pfeffer. Rühre gründlich durch, um die Gewürze gleichmäßig zu verteilen.
- Optionale Zutaten hinzufügen: Je nach Verwendungszweck kannst du jetzt geriebenen Käse, Zitronenschale oder Dijon-Senf einrühren.
- Glattstreichen: Falls doch kleine Klümpchen entstanden sind, kannst du die Sauce durch ein feines Sieb streichen oder kurz mit einem Stabmixer pürieren.
4. Aufbewahren oder sofort verwenden
- Sofort verwenden: Verwende die Sauce direkt in deinem Rezept. Sie eignet sich hervorragend für Aufläufe, Gratins oder als Basis für cremige Pastasaucen.
- Aufbewahren: Zum Aufbewahren lasse die Sauce vollständig abkühlen und bedecke ihre Oberfläche direkt mit Frischhaltefolie (um Hautbildung zu vermeiden). Im Kühlschrank hält sie sich etwa 3-4 Tage. Aufwärmtipp: Beim Aufwärmen kann die Sauce etwas eindicken. Rühre einfach etwas zusätzliche laktosefreie Milch ein, bis die gewünschte Konsistenz erreicht ist.
Die gesamte Zubereitungszeit beträgt etwa 20-22 Minuten.
Nährwertinformationen (pro 100ml)
- Kalorien: ca. 90 kcal
- Protein: 3g
- Kohlenhydrate: 7g
- davon Zucker: 4g (natürlicher Milchzucker)
- Fett: 6g
- davon gesättigte Fettsäuren: 3.5g
- Natrium: 200mg
- Kalzium: 15% des Tagesbedarfs
- Vitamin A: 6% des Tagesbedarfs
- Vitamin D*: 10% des Tagesbedarfs (falls angereicherte Milch verwendet wird)
Variationen für jeden Geschmack
Klassische Käsesauce (Mornay):
Rühre nach dem Fertigstellen der Grundsauce 80-100g geriebenen, gereiften Hartkäse (z.B. Parmesan, gereifter Cheddar) ein, bis er geschmolzen ist.
Leichte Version:
Verwende laktosefreie fettarme Milch und reduziere die Buttermenge auf 20g für eine kalorienärmere Variante.
Vegetarische Sahnesauce:
Ersetze 100ml der Milch durch laktosefreie Sahne für eine reichhaltigere Sauce, perfekt für besondere Anlässe.
Mediterrane Variante:
Füge 1 TL getrocknete italienische Kräuter und 1 TL fein abgeriebene Zitronenschale hinzu – ideal für Fisch- oder Gemüsegerichte.
Kreative Verwendungsmöglichkeiten
Diese vielseitige Sauce ist weit mehr als nur eine Basis für Lasagne:
- Als Grundlage für Low-FODMAP Mac and Cheese: Füge geriebenen Cheddar und einen Spritzer Dijon-Senf hinzu.
- Als Soße für Fisch- und Hähnchengericht: Verfeinere die Sauce mit Zitronenschale und frischen Kräutern.
- Für cremige Gemüseaufläufe: Übergieße blanchiertes Low-FODMAP Gemüse mit der Sauce, bestreue es mit Käse und überbacke alles im Ofen.
- Als Basis für eine Pilz-Cremesuppe: Füge gebratene Champignons (in begrenzten Mengen Low-FODMAP) und einen Schuss laktosefreie Sahne hinzu.
- Für Low-FODMAP Kartoffelgratin: Schichte dünne Kartoffelscheiben mit der Sauce in einer Auflaufform und backe alles, bis es goldbraun und blubbrig ist.
Die Wissenschaft hinter der Sauce
Die Technik der Mehlschwitze oder „Roux“, die der Béchamel zugrunde liegt, ist ein faszinierendes Stück kulinarischer Wissenschaft. Wenn Mehl in Fett erhitzt wird, werden die Stärkekörner umhüllt, was verhindert, dass sie beim Kontakt mit Flüssigkeit verklumpen. Stattdessen quellen sie langsam auf und binden die Flüssigkeit zu einer glatten, sämigen Sauce.
Reismehl funktioniert nach dem gleichen Prinzip wie Weizenmehl, enthält aber andere Stärkearten. Dr. Sarah Thompson, Lebensmittelchemikerin, erklärt: „Reisstärke besteht hauptsächlich aus Amylopektin, einer verzweigten Form von Stärke, die eine klare, glänzende Textur erzeugt. Das ist ideal für Saucen, die sowohl sämig als auch leicht sein sollen.“
Die klassische Verhältnisformel für eine mitteldicke Béchamel – 40g Fett, 40g Mehl, 500ml Flüssigkeit – funktioniert mit Reismehl fast genauso gut wie mit Weizenmehl. Der einzige Unterschied: Reismehl benötigt etwas weniger Röstzeit, da es keinen starken Eigengeschmack hat, der durch Rösten gemildert werden müsste.
Eine Grundsauce mit Geschichte und Zukunft
Die Béchamel-Sauce hat eine lange Geschichte, die bis ins 17. Jahrhundert zurückreicht, als sie nach dem Marquis Louis de Béchamel, einem Hofbeamten Ludwig XIV., benannt wurde (obwohl ähnliche Saucen schon früher existierten). Sie ist eine der „Mütter-Saucen“ der klassischen französischen Küche – Grundsaucen, aus denen zahllose andere Saucen entwickelt werden können.
Mit dieser Low-FODMAP Adaptation führst du diese kulinarische Tradition in die Zukunft. Sie beweist, dass selbst Menschen mit Nahrungsmittelunverträglichkeiten nicht auf die Freuden der klassischen Küche verzichten müssen – mit einigen durchdachten Anpassungen sind auch traditionelle Klassiker wieder auf dem Speiseplan.
Behalte dieses Grundrezept in deinem Low-FODMAP Repertoire, und du wirst überrascht sein, wie viele „verbotene“ Gerichte plötzlich wieder zugänglich werden – von cremigen Pastagerichten über Aufläufe bis hin zu eleganten Saucen für Fisch und Gemüse.
Kombiniere diese Béchamel-Alternative mit unseren anderen Low-FODMAP Grundrezepten für noch mehr kulinarische Möglichkeiten:
- Aromatische Low-FODMAP Gemüsebrühe ohne Zwiebeln und Knoblauch
- Aromatisches Kräuteröl als Knoblauchöl-Alternative
- Frische Tomatensauce mit Kräutern statt Zwiebeln und Knoblauch
- Vielseitige Zitronen-Vinaigrette für Salate
Hinweis: Dieser Artikel dient ausschließlich zu Informationszwecken und ersetzt keine medizinische Beratung. Die individuelle Verträglichkeit von Lebensmitteln kann variieren, selbst innerhalb der Low-FODMAP-Richtlinien. Bei anhaltenden Verdauungsbeschwerden konsultiere bitte einen Arzt oder eine Ernährungsfachkraft.
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